von Ruth Eikenberg
Jeden Tag aufs Neue hören wir dasselbe Lied. Es ist von der Band DOTA, es läuft zum Abschluss des Akademie-Plenums und mit einem Lächeln verlassen wir die Schulaula. Der Titel „Jeden Tag neu“ löst gute Laune aus, der Tag beginnt positiv.
Der Song ist zur Hymne der Akademie geworden. „Und wie ich mich freu, jeden Tag neu“: Jeden Tag neu in den Kurs zu gehen und auch nach einer halben Stunde auf dem Platz mit einem Fuß im Takt mitzuwippen. Das Lied hat uns in seinen Bann gezogen. Am Telefon erzählte uns Dota Kehr, wie sie zur Musik und wie zu diesem Song kam.
2003 startete die Karriere der Berlinerin „Hals über Kopf“, wie sie sagt. Das liegt daran, dass der Einstieg in das Musikbusiness zwar sehr schnell, aber auch schwierig verlief. Die ersten Konzerte waren kompliziert zu organisieren – wer möchte schon unbekannte Künstler spielen lassen, ohne die Garantie, dass die Gruppe Erfolg verspricht? Aber es funktionierte: Mittlerweile haben Kehr und ihre Band knapp 74.000 monatliche Hörer auf Spotify. Im August starten Kehrs nächsten Projekte: Zwei große Konzerte mit ihr, dem Gitarristen und einem Orchester sind geplant, außerdem ein neues Programm mit zwei weiteren Künstlern, dafür müssen neue Arrangements geschrieben werden. Ab Januar 2020 geht die Band wieder auf Tour mit einem neuen Liveprogramm.
DOTA besteht aus vier Mitgliedern. Dazu gehören Dota, eigentlich Dorothea Kehr als Leadsängerin, Jan Rohrbach mit der Gitarre, Janis Görlich spielt das Schlagzeug und Patrick Reising das Keyboard. Gitarrist und Schlagzeuger waren von Beginn an in der Band, Patrick stieß im letzten Jahr dazu. Die vier Musiker wollen Musik für alle machen. Deswegen haben sie sich nie für eine Plattenfirma entschieden und ein eigenes Label „Kleingeldprinzessin Records“ gegründet.
„Jeden Tag neu“ – Dota schrieb den Song zu einer Zeit als eine Person in ihrem Bekanntenkreis schwer erkrankte. Krebs. Dota wollte ein Lied schaffen, welches sagt: „Wir sollten jeden Tag wertschätzen, den wir zusammen verbringen“. Jeder dieser Tage sei kostbar. Ein Freund sagte ihr einmal: „Das Leben kann man nicht vom Ende her betrachten. Das Ende ist immer der Tod. Und das ist nicht das, worauf es ankommt.“ Es war schwer, die Krebskrankheit so zu sehen, sagt sie.
Auch wenn man bei Zeilen wie „Ich dreh den Kopf, ein Kuss ein Wort“ denken könnte, dass es in „Jeden Tag neu“ um eine Liebesbeziehung geht, steht der Song für etwas anderes. „Die Beziehung im Lied steht für die Verbindung zweier Menschen, auch für die zwischen Eltern und Kind“, sagt Dota. Für sie entstehen Lieder nicht nur aus einem Grund. Sie schreibt ihre Stücke nicht auf die Schnelle, sondern sammelt ihre Ideen zunächst in einem Buch. Immer trägt sie es bei sich. Damit ein richtiger Song aus den Skizzen entstehen kann, orientiert sich Dota zunächst an der Musik. Erst, wenn sie ein Melodiefragment im Kopf hat, überlegt sie sich den passenden Text. „Der Text darf die Melodie nicht kaputt machen. Deswegen braucht der Text viel mehr Zeit als die Melodie.“
Auf der Akademie hören wir den Song jeden Morgen und wollen so in den Tag starten. Den Song, der für eine todkranke Person geschrieben wurde. Eignet er sich trotzdem, um fröhlich den Tag zu beginnen? „Ja, klar! Ich glaube, dass der Titel eine Fröhlichkeit hat, obwohl es bei genauerem Hinhören um ein ernstes Thema geht. Die Schönheit der Welt um mich herum braucht ein Gegengewicht“.
Mit dem Lied sind wir in Waldenburg zusammengekommen und so gehen wir auseinander. Dotas Stimme wird der Soundtrack bleiben, der uns an unsere Zeit hier erinnert.
Spannend, die Geschichte dahinter. Ich hatte auch eine Liebesgeschichte erwartet.