Gefräßiges Schweigen

von Ruth Eikenberg

Die wörtliche Übersetzung von Pfannkuchen ins Englische ist Pfanne = pan und Kuchen = cake. Pancake. Man könnte also meinen, dass Pfannkuchen und Pancakes das gleiche sind. Falsch gedacht. Sie sind beide ganz unterschiedliche Formen der Mehlspeise. Zum Glück!

Zuerst der Pfannkuchen. Meiner Definition nach ein Teig aus Eiern, Mehl und Milch, welcher in der Pfanne gebacken wird. So steht es auch im Duden. Aber Pfannkuchen ist nicht gleich Pfannkuchen. In Berlin ist das kleine, kugelige, mit Marmelade gefüllte Fettgebäck kein Berliner, wie ich als Ost-Westfälin sagen würde. Diese Backware ist in der Hauptstadt und Umgebung als Pfannkuchen bekannt. Außerdem gibt es noch Eierkuchen, Palatschinke, Schmarren und auch der französische Crêpe kann zum Wortfeld des Pfannkuchens gezählt werden. Natürlich findet man Unterschiede in den Rezepten, doch trotzdem bleibt es dabei: flüssiger Teig, Pfanne, backen, fertig.

Dagegen der Pancake. Wie ein Gourmet aus München mir aus seiner umfassenden Erfahrung mitteilt, sei der Pancake ein Gaumenschmaus. Der Pancake stehe für ihn klar an erster Stelle der Eiergebäcke. Er erzählt das beim Abendessen in der Mensa. Die Männer am Ausgabetresen reichen jedem von uns einen Pfannkuchen und gleichzeitig – überraschenderweise – einen Pancake. Ein gefräßiges Schweigen herrscht unter den Anwesenden. Wait what? Sind die beiden Teigspeisen nicht das gleiche? Nein, die Probe zeigt: der Pancake ist kleiner und viel fluffiger im Mund.

Der Pancake scheint eine ganz andere Bedeutung zu haben. Es geht nicht um den Teig, die Pfanne, das Backen. Nein, es ist das Gefühl im Mund, welches durch den Fladen ausgelöst wird. Ganz anders als bei einem ordinären Pfannkuchen. So beschreibt es eben jener junge Gourmand. Damit hat er Recht. Nur dass die Zutaten gleich sind, heißt nicht, dass auch das gleiche Gefühl beim Essen ausgelöst wird.

Eine nicht-repräsentative Umfrage zeigt jedoch, dass keins von beidem das Bessere ist. Unter 15 Leuten geht der Crêpe als Sieger des Duells hervor. Für mich ist jedoch klar – der Pfannkuchen bleibt mein persönlicher Gewinner.


Ruth Eikenberg ist siebzehn Jahre alt und Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung. Sie ist der Überzeugung, dass man jeden Tag neu über Pfannkuchen reden sollte.

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