von Lenia Keffel und Inga Binder
,,In der Fremde erfährt man mehr als zuhause“ – so lautet ein Sprichwort aus Tansania. Heißt das nicht auch, dass wir nichts Neues im eigenen Land erfahren können, oder beginnt die Fremde schon vor der eigenen Haustür?
Fast zwei Drittel der Deutschen verreisten laut der Deutschen Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen im letzten Jahr. Nicht nur innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik: Für die Deutschen sind Auslandsreisen inzwischen selbstverständlich geworden. Aber nicht für alle: Millionen von Menschen können es sich schlichtweg nicht leisten, in den Urlaub zu fliegen – besonders nicht ins Ausland. Das beliebteste Reiseziel der Deutschen ist Deutschland selbst. Der gleichen Meinung ist man auch in Waldenburg (Sachsen).
Eine Mutter meinte, sie brauche nicht in ein fremdes Land zu fliegen, um abschalten zu können. Sie bevorzugt die Nordsee, die mit Strand und Meer viel für die kleinen Kinder bietet. Auf der anderen Seite plagt viele Waldenburger das Fernweh. Es führt sie immer wieder in Deutschlands Nachbarländer, aber auch zu exotischen Urlaubszielen wie Indien. Besonders Jüngere zieht es ins Ausland. In Deutschland ist es meistens die eindrucksvolle Natur, die die Waldenburger fasziniert. Ob im Norden die Nord- und Ostsee, im Süden der Schwarzwald oder das Erzgebirge im Herzen Sachsens, die Bundesrepublik hat für ihren Geschmack viel zu bieten.
Allein 17 Millionen Menschen entschieden sich 2018 laut der Tourismusanalyse für einen Wanderurlaub, die Zahl der Fahrradfahrer steigt jährlich an. Schließlich gibt es in Deutschland 13.000 Gewässer und Flüsse sowie 226 Gebirge. Grund für einen Urlaub in Deutschland könnte außerdem die Klimadebatte sein, die ein bewussteres Reiseverhalten mit weniger Flügen fordert. Des Weiteren kann das Land durch das Essen und die kulturellen Angebote an sich binden. Mit 41 UNESCO-Welterbestätten schneidet es international sehr gut ab. Besonders gefragt sind Orte mit historischem Hintergrund.
Die Waldenburger schätzen die Reiseziele in der Nähe, verbringen dennoch ihre langen Sommerurlaube lieber in der Ferne. Sie buchten dieses Jahr Reisen nach Italien, Kroatien und in andere Urlaubsländer. Wichtige Gründe für sie sind die höheren Temperaturen, das Meer und die günstigen Preise. Vor allem aber wird das Bedürfnis nach Neuem bei Inlandsreisen nicht gestillt. Kultur, Klima und regionale Eigenheiten unterscheiden sich deutschlandweit eben nicht besonders.
Und dennoch: Wer die nächsten Ferien im eigenen Land verbringt, kann die Heimat durch die Augen eines Fremden neu entdecken.